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ROMAN / 1995

Die Langsamkeit

Der Schriftsteller Milan und seine Frau Vera ziehen sich für eine Nacht auf ein französisches Landschloss zurück. Sie suchen Ruhe, treffen aber stattdessen auf die extravaganten Forscher eines Fliegenkongresses. Ganz anders ergeht es dem jungen Adligen aus dem 18. Jahrhundert, der genug Muße hat, sich genau in demselben Schloss mit Madame de T. erotischen Spielen hinzugeben. Zwei Paare, zweihundert Jahre voneinander getrennt, suchen dasselbe und finden ganz Unterschiedliches. Ein amüsantes Hohelied auf die Kunst der Verführung und die Langsamkeit - ein meisterhaft komponierter Roman.

Fischer Verlag, online

Über den Roman

Doch dass Die Langsamkeit den, Beginn eines neuen Abschnitts in Kunderas Werk kennzeichnet, liegt nicht in erster Linie daran, dass er das Buch in Französisch verfasst, sondern vielmehr daran, dass ihm dessen Schreibweise folgende unerwartete ästhetische Möglichkeit bietet: eine neue Romanform zu entdecken, einen Romanstil zu erfinden, der anders ist als der bis dahin praktizierte (und, wie ihm scheint, erschöpfte), einen Stil, der - während er dem spielerischen Geist und der Aufgabe zur Erkundung der Existenz treu bleibt, die den Roman definieren - dies mit anderen Mitteln tut, anhand einer Architektur und einer Art des Schreibens, die er noch nicht erkundet hat, und der so zu einer anderen Erfahrung der Schönheit des Romans verhelfen würde.

Nachwort von François Ricard, Aus dem Französischen von Uli Aumüller

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Aus den Rezensionen

Gerald Froidevaux: Schnelles, verpatztes Abenteuer. Tagesauszeige, 7. August 1995

Langsamkeit ist die Grundlage des Gedächtnisses, und ohne Erinnerungen an das vergangene Glück gibt es keinen Grund weiterzuleben, keine sinnvolle Gegenwärtigkeit. Was schnell geschieht, ist schnell vergessen; davon bleibt nichts als ein schaler Geschmack. Das alles bringt Kundera in seinem Roman ein, und man kann sich sowohl an der prägnanten Ironie laben, wie an seiner immer wieder überraschenden Phantasie. Kundera produziert fortlaufend neue Situationen und Bilder, die er dann gleich selbst kommentiert, im ständigen Dialog mit sich selbst und dem Leser. 

Hans-Harald Müller: Die Kunest des moralischen Judos. Rheinischer Merkur, 18. August 1995

Die Kunst Milan Kunderas besteht nicht zuletzt darin, schwere Themen ohne Gewichtsverlust in eine Literatur der Leichtigkeit zu verwandeln, die freilich nichts von Schlichtheit hat. Die Mittel solcher Verwandlungskunst sind alt und immer wieder neu: abundante Phantasie und konstruktive Kraft des Erzählens.
Die gewichtigen Themen! In Kunderas großen Romanen ging es immer schon um alles: Nicht weniger als unsere Existenz (und die Literatur) stand auf dem Spiel. So geht es auch in seinem jüngsten Roman nicht etwa nur um Langsamkeit, sondern um Glück, um Lust und Liebe (in verschiedenen Spielarten), um den Atem der Geschichte, Ruhm und Lächerlichkeit, Gedächtnis und Vergessen, Libertinage und Literatur, vor allem aber um die säkulare Verwandlung den Menschen, der nicht mehr das Augen Gottes, sondern das der Kameras auf sich gerichtet fühlt!  

Leidenschaftn und eine Lebensbeichte. Bücher-Bestenliste im September: Elfriede Jelineks Roman auf Platz eins. Nordsee Zeitung, 12. September 1995

„Die Langsamkeit“ von Milan Kundera ist ein hohes Lied auf die Kunst der Verführung und ein Lob auf die Langsamkeit, weil sie die erste ihrer Tugenden ist. Der Autor verknüpft in seinem ebenso witzigen wie tiefsinnigen Roman zwei Liebesgeschichten, die mehr als zwei Jahrhunderte auseinanderliegen. 


Auszug aus dem Roman

>>Du hast mir oft gesagt, dass du eines Tages einen Roman schreiben willst, in dem es kein einziges ernsthaftes Wort gibt. Eine Große Dummheit Zu Deinem Vergnügen. Ich befürchte, der Moment ist gekommen. Ich kann dich nur warnen: pass auf.<<
Ich senke den Kopf noch tiefer.
>>Erinnerst du dich, was deine Mama zu dir gesagt hat? Ich höre noch ihre Stimme, als wäre es gestern: Milanku, hör auf, Witze zu machen. Niemand wird dich verstehen. Du wirst alle Welt beleidigen, und am Ende wird alle Welt dich hassen. Erinnerst du dich?«<
>>Ja<«<, sage ich.
»Ich warne dich. Der Ernst hat dich beschützt. Der fehlende Ernst lässt dich nackt vor den Wölfen stehen. Und du weißt ja, sie warten auf dich, die Wölfe.<<

Fischer, 2013, SS. 80

Die Milan-Kundera-Bibliothek erfährt von der Südmährischen Region und der Statutarstadt Brünn finanzielle Unterstützung.

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