Der Schriftsteller Milan und seine Frau Vera ziehen sich für eine Nacht auf ein französisches Landschloss zurück. Sie suchen Ruhe, treffen aber stattdessen auf die extravaganten Forscher eines Fliegenkongresses. Ganz anders ergeht es dem jungen Adligen aus dem 18. Jahrhundert, der genug Muße hat, sich genau in demselben Schloss mit Madame de T. erotischen Spielen hinzugeben. Zwei Paare, zweihundert Jahre voneinander getrennt, suchen dasselbe und finden ganz Unterschiedliches. Ein amüsantes Hohelied auf die Kunst der Verführung und die Langsamkeit - ein meisterhaft komponierter Roman.
Fischer Verlag, online: https://www.fischerverlage.de/buch/milan-kundera-die-langsamkeit-9783596197484
Doch dass Die Langsamkeit den, Beginn eines neuen Abschnitts in Kunderas Werk kennzeichnet, liegt nicht in erster Linie daran, dass er das Buch in Französisch verfasst, sondern vielmehr daran, dass ihm dessen Schreibweise folgende unerwartete ästhetische Möglichkeit bietet: eine neue Romanform zu entdecken, einen Romanstil zu erfinden, der anders ist als der bis dahin praktizierte (und, wie ihm scheint, erschöpfte), einen Stil, der - während er dem spielerischen Geist und der Aufgabe zur Erkundung der Existenz treu bleibt, die den Roman definieren - dies mit anderen Mitteln tut, anhand einer Architektur und einer Art des Schreibens, die er noch nicht erkundet hat, und der so zu einer anderen Erfahrung der Schönheit des Romans verhelfen würde.
(Nachwort von François Ricard, Aus dem Französischen von Uli Aumüller)
>>Du hast mir oft gesagt, dass du eines Tages einen Roman schreiben willst, in dem es kein einziges ernsthaftes Wort gibt. Eine Große Dummheit Zu Deinem Vergnügen. Ich befürchte, der Moment ist gekommen. Ich kann dich nur warnen: pass auf.<<
Ich senke den Kopf noch tiefer.
>>Erinnerst du dich, was deine Mama zu dir gesagt hat? Ich höre noch ihre Stimme, als wäre es gestern: Milanku, hör auf, Witze zu machen. Niemand wird dich verstehen. Du wirst alle Welt beleidigen, und am Ende wird alle Welt dich hassen. Erinnerst du dich?«<
>>Ja<«<, sage ich.
»Ich warne dich. Der Ernst hat dich beschützt. Der fehlende Ernst lässt dich nackt vor den Wölfen stehen. Und du weißt ja, sie warten auf dich, die Wölfe.<<
Fischer, 2013, SS. 80,
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