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ROMAN / 1990

Die Unsterblichkeit

Zwei Paare, die einiges verbindet und noch mehr trennt: Agnes, die ihre Liebe zu Paul mit dem Willen verwechselt, ihn zu lieben und eine glückliche Ehe zu führen. Laura, die das Gerede von Bernard, dem fixen Radiomoderator, nicht mehr erträgt. Als Agnes auf tragische Weise stirbt, werden Laura und Paul ein Paar. Rund um die Liebe, Gott und die Welt, entführt uns Milan Kundera in das wunderbare Kaleidoskop des Lebens, in dem es nur darum geht, unsterblich zu sein.

Fischer Verlag, online: https://www.fischerverlage.de/buch/milan-kundera-die-unsterblichkeit-9783596197477

Über den Roman

Auf jeden Fall haben wir jetzt in Die Unsterblichkeit die reichhaltigste und am besten gezeichnete Frauenfigur, die Kundera je geschaffen hat, und der letzte Blick auf sie ist wirklich bewegend. Um zu erklären, warum, müsste ich die Handlung beschreiben, eine Aufgabe, die ich anscheinend vernachlässigt habe. Aber Kunderas ausgefeilte Meditation über die Unsterblichkeit unserer Gesten und Formen nutzt so viele Ressourcen, dass die Handlung der unwichtigste Aspekt dieses wichtigen und denkwürdigen Buches zu sein scheint. (Jonathan Coe, The Guardian, 16. Mai 1991)

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Auszug aus dem Roman

Als ich die Frau nach einer Weile wieder beobachten wollte, war die Lektion beendet, die Frau ging am Becken entlang und am Bademeis ter vorbei hinaus, und als sie vier oder fünf Schritte von ihm entfernt war, drehte sie nochmals den Kopf, lächelte und winkte ihm zu. In diesem Augenblick krampfte sich mir das Herz zusammen. Dieses Lächeln, diese Geste gehörten zu einer zwanzigjährigen Frau! Ihre Hand schwang sich mit bezaubernder Leichtigkeit in die Höhe. Es war, als würfe sie ihrem Geliebten einen bunten Ball zu. Das Lächeln und die Geste waren, im Gegensatz zu Gesicht und Körper, voller eleganter Anmut. Es war die Anmut einer Geste, die in die fehlende Anmut des Körpers getaucht war. Die Frau musste wissen, dass sie nicht mehr schön war, hatte es aber offenbar in diesem Augenblick vergessen. Mit einem bestimmten Teil unseres Wesens leben wir außerhalb der Zeit. Vielleicht wird uns unser Alter überhaupt nur in außergewöhnlichen Momenten bewusst, und wir leben die meiste Zeit alterslos. Jedenfalls wusste sie in dem Moment, als sie sich umdrehte, lächelte und dem jungen Bademeister zuwinkte (der sich nicht mehr zurückhielt und herausprustete), nichts von ihrem Alter. Eine von der Zeit unabhängige Essenz ihrer Anmut hatte sich für einen Augenblick in einer Geste offenbart und mich geblendet. Ich war auf merkwürdige Weise gerührt. Und vor mir tauchte das Wort Agnes auf. Ich habe nie eine Frau mit diesem Namen gekannt.

Fischer Taschenbuch, 2020, SS. 9-10.

Aus den Rezensionen

Wolfgang Dattler, Cosmopolitan, Dezember 1990

Letztlich kommt es nicht auf die großen Taten an - eine kleine Geste reicht aus, um auf ewig in Erinnerung zu bleiben. Und Kundera hat vielleicht eine weitere Sprosse auf der Leiter zur Unsterblichkeit erklommen.

Michael Wright, The Times, 16. 5. 1991

Der Stil des Romans erinnert an eine Mischung aus Sir Thomas Brownes elegantem Eklektizismus und Kurt Vonneguts verrückten Parabeln. Das Ergebnis ist weitaus verdaulicher, als es den Anschein hat, und Kunderas erschütternde Analyse der sentimentalen Schwächen der menschlichen Ethnie wird jeden berühren, vom spießigen Austauschstudenten vom Mars bis zum Neuling im Leseclub, der sich bis jetzt nicht vor postmodernen Witzchen geekelt hat. Aber Achtung: Dies ist ein glitzernder Fisch, bei dem Sie jede Gräte sorgfältig herauspicken müssen, kein grätenloser Hering, der kostenlos auf Ihrem Teller landet.

Die Milan-Kundera-Bibliothek wird von der Südmährischen Region und der Statutarstadt Brünn finanziell unterstützt.

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